Streit um den Stein
Lina Hase und Mama Hase essen gemeinsam zu Mittag. „Wie war die Waldschule heute?“, fragt Mama Hase. „Toll! Wir haben gelernt, Laubbäume zu unterscheiden“, antwortet Lina. „Heute Nachmittag treffe ich mich mit Nuna. Wir wollen zusammen im Wald spielen.“ „Das ist schön“, entgegnet Mama Hase. „Aber musst du nicht zuerst deine Hausaufgaben machen?“ „Doch“, gibt Lina zu. „Gleich nach dem Essen fange ich an, dann bin ich rechtzeitig fertig.“
Nachdem sie ihre Hausaufgaben erledigt hat, hoppelt Lina los. Sie winkt Nuna Hase zu und ruft: „Hallo Nuna, hier bin ich!“ Die beiden Hasenmädchen spielen ihr Lieblingsspiel. Sie zielen mit Steinen auf ein Loch im Waldboden. Wer die meisten Steine ins Loch trifft, hat gewonnen. Auf einmal entdeckt Lina etwas Glänzendes. Neben ihr schimmert es weiß aus der Erde. Lina buddelt und findet einen wunderschönen Stein. Die Freundinnen bewundern ihn, streichen mit ihren Pfoten darüber und drehen ihn im Sonnenlicht. Mit Steinen spielen sie oft, aber einen so tollen Stein haben sie noch nie gesehen. Er ist glatt und glänzt in der Sonne. „Komm, wir legen den Stein auf den Boden“, schlägt Nuna vor. „Wer ihn am häufigsten trifft, hat gewonnen.“ Begeistert werfen sie ihre Steine und freuen sich über das neue Spiel.
Plötzlich fällt Nuna auf, dass der Stein nicht mehr in der Sonne leuchtet. Sie schaut sich um. „Oh, die Sonne ist schon hinter dem Hügel verschwunden. Ich muss nach Hause!“, ruft sie. Da sie neben dem Stein steht, hebt sie ihn auf und sagt: „Tschüss Lina, bis morgen!“ „Stopp!“, schreit Lina. „Du darfst den Stein nicht mitnehmen. Das ist mein Stein, den habe ich gefunden!“ Nuna sieht sie entsetzt an. „Aber wir haben doch beide damit gespielt. Ich nehme ihn mit nach Hause und bringe ihn mit, wenn wir uns das nächste Mal treffen.“ Aber Lina ist aufgebracht und hört ihr nicht zu. Sie hoppelt zu Nuna, reißt ihr den Stein aus der Pfote und rennt damit weg, ohne sich noch einmal umzusehen. Nuna blickt ihr wütend nach…
© Ria Conradi, Ismaning 2019